Das Wissen vor dem Denken

Das Thema Intuition ist wieder gesellschaftsfähig. Als ich den Artikel "Wie intelligent ist das Unbewusste? - Intuition im Management" in der Fachzeitschrift managerseminare las, erfüllte es mich mit der Gewissheit, dass wir als Gesellschaft dabei sind, einen großen Schritt voranzukommen: "Wir dürfen unsere Gefühle wieder zulassen, müssen sie nicht mehr verbergen und dürfen ihnen vertrauen!".

Da ich mich selbst eine Zeitlang von meinen Gefühlen - meiner Intuition - abschnitten hatte und versucht hatte ein rein logisch-rational-verstandesorientiertes Leben zu führen, weiß ich, wie es sich anfühlt, einen Teil seiner Persönlichkeit nicht zu nutzen. Man fühlt sich nicht wohl, hat das Gefühl, etwas stimmt nicht - das Selbstbewusstsein nimmt ab.

Aus diesem Grunde will ich heute etwas Licht und Struktur in etwas "nicht" Fassbares bringen.

Was ist eigentlich die Intuition?

Als Intuition bezeichnet man das Wissen vor dem Denken, ein Gefühl für etwas, z.B. ein Vorhaben "Laß die Finger davon!" oder "Hier stimmt etwas nicht!", also der sogenannte sechste Sinn, aber auch die kreativen Ideen, die ganz spontan entstehen, oder Geistesblitze beim Lösen von Aufgaben und vieles mehr.

Instinkt - Intuition
Von der Intuition zu unterscheiden ist der Instinkt. Beim Instinkt handelt es sich um uralte Programme im Menschen, die dazu dienen, sein Überleben, seine Weiterentwicklung und seine Fortpflanzung zu sichern. Da auch diese Programme unbewusst ablaufen, werden sie oft mit der Intuition verwechselt. Sie dienen aber primär dazu, dem Menschen das Überleben auf dieser Erde zu ermöglichen. Deshalb sind manche Verhaltensweisen, die aus der Jäger-und-Sammler-Vergangenheit stammen, nicht mehr zeitgemäß und führen im heutigen Leben zu Stresserscheinungen. Sich seiner Instinkte bewusst zu sein, sie nicht negieren, sondern sie kennen und angemessen mit ihnen umgehen, trägt zur Lebensfreude bei und erleichtert die Nutzung der Intuition.

In meinen Augen ist die Intuition etwas in die Zukunft gewandtes. Sie unterstützt uns dabei, gegenwärtige und zukünftige Herausforderungen und Ereignisse zu betrachten, zu analysieren und aufgrund des uns zur Verfügung stehenden Wissens angemessen zu handeln.

Spontane Erkenntnisse, Geistesblitze, Einfälle fügen dem bewussten Wissen immer neues Wissen hinzu. Die Intuition ist verbunden mit dem Erfahrungswissen, hat aber gleichzeitig Zugang zu dem wissenden Feld (die Energiefelder, die uns umgeben), damit zum kollektiven Wissen. Durch diese Vernetzung ist es z.B. möglich, dass die gleichen Erfindungen oder Entdeckungen von zwei voneinander unabhängigen Personen an zwei unterschiedlichen Orten zur gleichen Zeit gemacht werden können.


Welche Vorteile bringt das intuitive Wissen:

  • Spontane und schnelle Entscheidungsmöglichkeit im Informationsüberfluss
  • Kreative Ideen, Lösungsansätze und Inspirationen für neue Erfahrungen, Erfindungen und Wege
  • Offenheit für unterschiedliche Sichtweisen
  • Ein intaktes Rechts- und Unrechtsempfinden
  • Zugang zu den unbewussten Potentialen

Das unbewusste Wissen

Von all den uns umgebenden Informationen wird nur ein kleiner Teil von unserem Bewusstsein wahrgenommen. Alles andere wandert ins Unterbewusstsein und ist damit unbewusst. Dieses Unterbewusstsein ist daher die reinste Schatzkammer von Wissen. Leider ist es nicht immer einfach, diese Schatzkammer zu betreten und die Schätze zu bergen. Es gibt jedoch Methoden, die diesen Zugang erleichtern:

  • Zulassen des Wissens vor dem Denken
    Der erste Eindruck oder der erste Gedanke bevor der Verstand beginnt zu zensieren und zu bewerten, bringt manchmal unverhoffte Einsichten oder Wahrheiten an den Tag. Oder auch Wissen, z. B. Vokabeln bei denen wir am Anfang die Übersetzung genau kennen, aber sobald der Verstand dann einsetzt unsicher werden.
  • Meditation
    In der Meditation können die Informationen der Intuition ins Bewusstsein wandern, weil in diesem Zustand das bewusste Denken eine Pause macht. Meditative Zustände entstehen auch bei handwerklichen, meist monotonen Arbeiten, beim Wandern, Malen oder Musizieren. Immer dann, wenn das bewusste Denken Platz macht für Eingebungen und Ideen, haben wir Zugang zu unseren unbewussten Potentialen.

Die Sprache der Intuition 

Ein Großteil des intuitiven Wissens äußert sich über sogenannte somantische Merker: Körperreaktionen und Gefühle.

Körperreaktionen

Der eigene Körper mit seinen Reaktionen ist wie ein Instrument, dessen gespielte Melodie uns oft fremd ist. Solange jedenfalls, wie wir die Bedeutung der einzelnen Töne nicht kennen. Diese Bedeutung der einzelnen Töne der Tonleiter der Körpermelodie können wir lernen. Einige Beispiele: Schmetterlinge im Bauch, wenn unbekannte Abenteuer auf uns warten und wir in einer freudigen Erwartungshaltung sind, oder die Last auf den Schultern (Schulterschmerzen), wenn wir uns überlastet fühlen, weil wir auch noch die Last von anderen mittragen.

Solche Körpergefühle können sehr spontan auftreten und wenn wir gelernt haben, diese Informationen zu interpretieren, verschwinden sie genau so schnell wieder. Körpersignale gehören zur Sprache der Intuition.

Gefühle

Von Liebe bis Angst, Mitleid oder Frust, Eifersucht, Trauer und Wut - es gibt eine vielfältige Auswahl von Gefühlen, die wir empfinden können. Die spontan empfundenen Gefühle können Hinweise der Intuition sein. Ein Beispiel: Das Gefühl, das wir haben, wenn wir einen Raum mit Menschen betreten. Wir wissen sofort, welche Stimmung herrscht: Spannung, weil Konflikte im Raum stehen, oder Freude, weil eben noch gelacht wurde.

Doch Vorsicht! Jede Erfahrung, die wir im Leben gemacht haben, ist mit einem Gefühl verbunden. Dieses Erfahrungswissen von Gefühlen liegt vor dem Gefühlswissen der Intuition. Ein Beispiel: Hat uns einmal eine männliche Person mit einer Hakennase verbal niedergemacht und wir fühlten uns danach wertlos und hilflos, dann wird dieses Gefühl an die Oberfläche gespült, sobald wir wieder auf eine männliche Person mit einer Hakennase treffen. Die Botschaft der Intuition, die vielleicht lautet: "Diese Person hat Informationen für dich, die dich in deinem jetzigen Projekt weiterbringen können!" kann nicht wahrgenommen werden, weil das Gefühlsdrama der Vergangenheit es verhindert. Wenn wir uns wertlos und hilflos fühlen, sind wir nicht in der Lage angemessen zu handeln. Jede Aufarbeitung eigener Verletzungen und Blockaden, dazu gehört auch das Erkennen und Wandeln von bestehenden, destruktiven Glaubenssätzen, bringt uns deshalb gleichzeitig immer mehr mit der eigenen Intuition in Kontakt.


 Insel des Lernens und des Wissens

Checkliste um spontan auftauchende Gefühle besser einzuordnen:

  • Was fühle ich?
  • Warum fühle ich das?
  • Kenne ich das Gefühl?
  • Woher kennen ich das Gefühl?
  • Aus welcher Zeit stammt das Gefühl?

Habe ich diese Fragen geklärt, kann ich entscheiden, wie ich angemessener mit diesem Gefühl umgehe: später bearbeiten oder handeln.


Träume

Durch Träume erhalten wir so manche Botschaft, die uns bei der Lösung unserer Alltagsaufgaben helfen kann. Doch Träume sind ein eigenes Kapitel, denn je besser wir mit unseren Träumen umgehen lernen, desto selbstverständlicher können wir sie für die Bewältigung der vom Leben an uns herangetragenen Herausforderungen nutzen. Im Schlaf ist das Bewusstsein nicht aktiv und so kann das unbewusste Wissen ins Bewusstsein fließen und das geschieht durch die im Traum übermittelten Geschichten. Schon so mancher Mensch und so mancher Wissenschaftler hat in seinen Träumen die kreativsten Eingebungen für seine Meisterleistungen erhalten.

Gewissen

In meinem Buch "Einfach Frau sein - Gedanken zur Zwischenzeit" habe ich das Gedicht "Die Sprache der Seele" veröffentlicht. Damals als ich an den Texten arbeitete, war ich mir über die große Bedeutung der von mir entwickelten Gedichte noch nicht im Klaren. Ich fühlte nur die große Verbundenheit mit einem Potential, dass mir intuitiv zufloß. Ich erhielt spontane Eingebungen und neue Einsichten erlaubten mir, Zusammenhänge anders wahrzunehmen und zu interpretieren.

In dem oben genannten Gedicht weise ich darauf hin, dass das Gewissen ein überaus hilfreicher Indikator für unser Leben sein kann. Im Allgemeinen ist das Gewissen von Natur aus in Takt. Leider vergessen wir allzuoft es zu benutzen oder lassen uns von unserer Umwelt suggerieren, unser Rechts- bzw. Unrechtsempfinden wäre falsch. Nutzen wir jedoch diese Instanz in uns, sind wir gleichzeitig mit unserer Intuition intensiver in Kontakt.


 Intution - Insel des Lernens und des Wissen

Intuition als großes, eigenes Kapital nutzen:

  • Eingebungen und neue Erkenntnisse zulassen und sich frei machen von der Meinung anderer.
     
  • Sich selbst vertrauen.
     
  • Das rationale, logische Denken als gleichberechtigte zweite tragende Säule betrachten und den Verstand als übergeordnete Instanz nutzen. 

Wenn es gelingt, die Intuition Stück für Stück immer selbstverständlicher in das Alltagsleben einzubauen, halten wir den Schlüssel zu einer Schatzkammer in der Hand, die noch viele Überraschungen für uns bereit hält. Ungelebte Potentiale können entdeckt, reaktiviert und gelebt werden.

Die Sprache der Intuition ist vielfältig und von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Je besser wir lernen, uns selbst zu verstehen, desto besser können wir die eigene Intuition nutzen.