Aktiv zuhören

Zuhören ist aus der Mode gekommen. Weil jeder permanent beschäftigt ist, hat kaum jemand noch Zeit, richtig hinzuhören. Gleichzeitig ist das eigene innere Gedankenkonzert immerzu mit den persönlichen Angelegenheiten beschäftigt. So legt sich eine dicke Schicht zwischen das, was der andere mir sagen will, und das, was ich verstehe.

Für mich ist das aktive Zuhören eine Möglichkeit, mich schon beim bloßen Hören mit dem Thema zu befassen. Will ich durch Zuhören lernen oder besser verstehen, muss ich zuvor mein Gedankenkonzert zum Schweigen bringen. Wie bei einem Tonbandgerät, das nicht gleichzeitig aufnehmen und abspielen kann, so können auch wir uns nicht auf beides zugleich konzentrieren. Ich muss mich auf mein Gegenüber konzentrieren, ihm meine volle Aufmerksamkeit widmen.

Je konzentrierter ich zuhöre, desto höher ist die Qualität der Verbindung zwischen dem Redner und mir.

Damit wird folgender Prozess in Gang gesetzt: Schon beim Zuhören vergleicht das Gehirn das Erfahrene mit den vorhandenen Informationen, stellt Unstimmigkeiten fest oder nimmt einfach das Neue auf. Aus den Unstimmigkeiten und den fehlenden Hintergrundinformationen entwickeln sich Fragen, die dann als Gedanken auftauchen. Diese Fragen können in den Prozess einbracht werden. Sie werden je nach Situation laut gestellt oder nur in Gedanken registriert. Dieses Geschehen nennt man aktives Zuhören.


Je aktiver ich ihm zuhöre, desto mehr erfahre ich

Bei einem Gespräch mit einer anderen Person lasse ich mich ganz auf mein Gegenüber ein. Je aktiver ich ihm zuhöre, desto mehr erfahre ich. Auch der andere profitiert von meiner Aufmerksamkeit. Er fühlt sich als Person wahrgenommen. Durch meine Bestätigung oder mein Nachfragen signalisiere ich ihm: „Ich höre dir zu. Es ist mir wichtig, was du sagst.“ Meine Aufmerksamkeit verleiht ihm Energie, ihm fallen Fakten ein, die er längst vergessen glaubte. Plötzlich ist es ihm möglich, Puzzleteile zusammenfügen, sodass er selbst ungeahnte Erkenntnisse für sein Fachgebiet erhält.

Durch aktives Zuhören entsteht eine hohe Zeitqualität, denn die für mich bestimmten Informationen können ungehindert fließen. Durch aktives Zuhören kann ich viel Zeit sparen, die ich sonst für die Aufarbeitung des Themas am Schreibtisch benötigt hätte.


 Insel des Lernens und des Wissens

Eine besondere Gesprächsregel entwickelte Amerikas Organisations-Guru Stephen Covey:

Jeder Teilnehmer einer Diskussionsrunde muss seinen Beitrag damit beginnen, den Standpunkt seines Vorredners in einem Satz wiederzugeben – und zwar so, dass sich der Vorredner verstanden fühlt. Erst dann darf die eigene Meinung vorgebracht werden. Diese „Hörerbestätigung“ sorgt dafür, dass jeder wirklich zuhört. Die Lernfähigkeit der gesamten Gruppe steigt, die Aggressivität sinkt.